St. Laurentius Kirche
Zur Kirchengeschichte in Bad Bocklet
Zahlreiche Ansichtskarten lassen die Bad Bockleter Kirchengeschichte nacherzählen. Wissenswertes über den Bau der drei Bad Bockleter Kirchen, beteiligte Kirchenkünstler und Architekten sowie über wirkende Geistliche erfahren Sie in unten folgenden Texten. Diese wurden von Bernhard Bauer und Berndtheo Hansen ausgearbeitet. Den Rahmen zur Kirchengeschichte finden Sie in der St. Laurentius Kirche.
Drei Kirchen bilden heute den Mittelpunkt unseres Ortes:
- unsere alte, im Stil einer Julius-Echter-Kirche erbaute katholische St. Laurentius- und Mauritius-Kirche
- die neue, im Stil einer Wegkirche erbaute und 1959 eingeweihten St. Laurentius-Kirche
- sowie die moderne evangelische St. Johannes-Kirche
Diese waren Motiv für zahlreiche Ansichtskarten unseres Kurortes und bilden den „Roten Faden“ für diese Zeitreise durch Bad Bocklet – dargestellt durch 26 Karten in fünf Reihen (I bis V, jeweils links mit 1 beginnend).
Zunächst eine Anmerkung zur Beschriftung von Postkarten:
Ursprünglich durfte auf Postkarten kein Mitteilungstext auf die Adressseite geschrieben werden. Mitteilungen wurden auf die Bildseite geschrieben, wie dies bei I/1 als auch bei I/2 sichtbar wird.
Mit dem Jahr 1905 wurde die Adressenseite der Ansichtskarte in Deutschland geteilt, wobei die linke Seite für Mitteilungen zur Verfügung stand. Jetzt musste nicht mehr auf die Bildseite geschrieben werden.
Die alte St. Laurentius- und Mauritius-Kirche
Die „Alte Kirche“ von Bad Bocklet, die katholische St. Laurentius- und Mauritius-Kirche, wurde unter Fürstbischof Julius Echter erbaut und 1620 konsekriert. Sie war stets Dorfmittelpunkt, umgeben von Pfarrhaus, Schule und Kaufladen.
Der Hochaltar – Maria Himmelfahrt – stammt von einem holländischen Meister, 1748 wurde er von Jörg Köhler aus Münnerstadt neu gefasst. Im Innenraum der Kirche findet man noch zwei Statuen von Laurentius und Stephanus, einen alten Taufstein sowie einen kleinen Grabstein der Ursula Burdian von 1594 und die historische Turmuhr der Kirche, die 1870 von Andreas Clement aus Aura/Saale erbaut wurde.
Das Kriegerdenkmal
In Reihe II wird die Entwicklung des Ortes deutlich, von den frühen 50er Jahren, als Bad Bocklet noch mehr von ländlichen Strukturen geprägt war, bis in die Mitte der 60er Jahre, als der Ort durch den Kurbetrieb deutlich wuchs. Dargestellt wird das große Pfarrhaus mit dem monumentalen Kriegerdenkmal, das aus verkehrstechnischen Gründen (seitlich gegenüber zum Kirchturm der neuen Kirche) versetzt wurde – und im Zuge des Fortschritts leider seinen kulturellen Charme einbüßen musste.
Die neue Kirche
Reihe III ist der neuen Kirche gewidmet. Hier sieht man zunächst den Entwurf des Architekten.
Nebenan zeigt Bild 2 eine Luftaufnahme, auf welcher alte und neue Kirche, Pfarrhaus (Mitte unten), sowie (rechts) Kindergarten und neue Schule (oben) zu sehen sind; ganz oben rechts – und damals mitten im Wald – das Haus der Familie Mucha; in Verlängerung des Kirchenschiffs das damalige Fella-Häuschen, wo heute die Turnhalle steht.
Die Aufnahme von Bild 3 ist in den frühen 1960er Jahren anzusiedeln, also vor Ende des Vaticanum II. Der Altar, wie auch der Tabernakel, stehen an der Rückwand der Kirche.
Vom Hotel Kunzmann aus wurde die nächste Karte (Bild 4) fotografiert: Dabei dürfte es sich ebenfalls um die 1960er Jahre handeln, denn in der Bildmitte ist noch das vormalige Anwesen von Adolf Back („Backs-Hügel“) sowie gegenüber der Windheimer Straße die große Trauerweide am alten Kriegerdenkmal zu erkennen.
Die letzte Ansichtskarte in dieser Reihe ist noch einmal eine Luftaufnahme. Sie zeigt in den 1970er Jahren neben beiden Kirchen die ehemalige Kurpension Trümbach (unten rechts), zudem das frühere Hotel Kunzmann (unten Mitte).
Der Ehrenbürger Pfarrer Uhl
Dass Bad Bocklet vor allem durch die Kur geprägt wurde, durch sie auflebte und bis heute lebt, wird mit den Ansichtskarten der Reihe IV deutlich. Neben den weiterhin dominierenden Kirchenmotiven wurden hier auch der Kurgarten sowie die umgebende Landschaft dargestellt. In Bild 2 offenbart sich das ländliche Idyll des noch kleinen Kurorts ohne neue Kirche bzw. Kurklinik.
Pfarrer Anton Uhl, von 1951 bis 1983 Ortsgeistlicher von Bad Bocklet, unterstützte wesentlich den Aufbau des Kurortes, und vor allem sah er im Bau der neuen Kirche seine besondere Aufgabe. Während noch in Teilen der örtlichen Bürgerschaft das Fällen einer mächtigen Linde (siehe Bild 4 rechts) zugunsten des Kirchenneubaus scharf kritisiert wurde, fiel dieser Baum noch in derselben Nacht nach einer Bürgerversammlung einem fürchterlichen Blitzschlag zu Opfer. Die Kirche wurde also gebaut.
Pfarrer Uhl wurde durch die politische Gemeinde nicht zuletzt deshalb die Ehrenbürgerschaft verliehen. Nach seinem Tod wurde der Platz unterhalb der alten Kirche nach ihm benannt (Bild 5). An dieser Stelle befand sich die alte Schule, wo bis in die 1970er Jahre hinein unterrichtet wurde.
Die Evangelische Kirchengemeinde
Die evangelische Kirchengemeinde des Ortes bildete sich erst allmälich. Nach dem 2. Weltkrieg landeten viele heimatvertriebene Familien, zumeiste evangelisch, aus Ostpreußen, Schlesien, Pommern und dem Sudetenland in Aschach, Bad Bocklet und auch in den umliegenden Orten.
Zunächst gab es nur einen Betsaal in Aschach und im Brunnenbau in Bad Bocklet. Die Planungen einer eigenen „Kirche“ zogen sich lange hin, bis dann das Montage-Gemeindehaus in Bad Bocklet im Jahre 1963 errichtet wurde. Fast 40 Jahre diente dieses Haus als Kirche für die evangelischen Christen auch aus den Ortschaften Aschach, Steinach, Hohn, Roth, Großenbrach, Windheim, Burkardroth sowie den umliegenden Dörfern.
Im Jahre 2002 wurde die von Würzburger Architekten Gerhard Grellmann geplante Johanneskirche von Landesbischof Johannes Friedrich ihrer Bestimmung übergeben. Zu sehen ist die Außenansicht und die künstlerische Ausgestaltung des Innenraums mit den Prinzipalien des Münchner Künstlers Werner Mally.
Zur Kirchengeschichte
Julius-Echter-Kirche
Die älteste Kirche, 1620 durch Weihbischof Eucharius Sang konsekriert, besitzt einen typischen Julius-Echter-Turm. Dieser geht auf den ehemaligen Fürstbischof von Würzburg, Julius Echter von Mespelbrunn, zurück, der auch diese Kirche erbauen ließ. Die Turmform ist typisch für die unterfränkische Region. Stilprägend ist der spitze, achteckige Helm auf einem quadratischen Grundriss. Die Helme sind schiefer-gedeckt und enden zumeist in einem vergoldeten Turmknopf, auf dem ein Kreuz angebracht wurde.
Neben der Bad Bockleter Kirche finden sich noch etwa 140 weitere Julius-Echter-Türme in Franken. Die Kirche selbst ist ein Saalbau mit eingezogenem Chor und zeigt sich im Kern spätgotisch. Solche Saalkirchen sind Einraumkirchen, deren Innenraum nicht durch freistehende Stützen unterteilt ist. Die Bauform der Kirche wird der Nachgotik zugeordnet.
St. Laurentius Kirche
Einen fundamentalen Unterschied sehen wir, wenn wir den spätgotischen Kirchenbau mit dem Kirchenbau der Gegenwart, der modernen Laurentius-Kirche vergleichen. Vor allem im Grundriss, im Aufriss und in der Stilbildung, aber auch in den Baumaterialien und nicht zuletzt im gewandelten Selbstverständnis der Kirchen vollzog sich doch Wesentliches.
Üblicherweise werden Kirchen nach Osten ausgerichtet. Grund dafür ist die im Osten aufgehende Sonne, die den auferstandenen Christus symbolisiert. Wer die Schwelle überschreitet und den Kirchenraum betritt, geht dem auferstandenen Christus entgegen. Im Unterschied zur alten Kirche war diese Ostausrichtung bei der neuen Kirche – aufgrund der Grundstückslage – nicht möglich.
Die 1959 eingeweihte Laurentius-Kirche ist der Bauform nach eine Rechteckkirche. Sie bietet als Einraumkirche einen offenen Altarraum, der für die traditionelle Wegkirche geeignet war. Die Laurentius-Kirche ist eines der letzten, wohl aber auch eines der gelungensten Beispiele einer solchen Wegkirche in unserer Diözese. Dem Architekten Gustav Heinzmann gelingt 1959 mit diesem Bauwerk eine Kirche, die den Weg des pilgernden Gottesvolkes hin zum auferstandenen und erhöhten Herrn beschreitet. Der Priester geht seinem Volk voraus. Die Zelebration versus populum wurde praktiziert. Mitte der 1960er Jahre bewegt sich der Altar entsprechend der Vorstellungen des 2. Vatikanischen Konzils hin zur Mitte des Liturgieraumes. Und so bekommt unsere Kirche nun einen zum Volk gerückten Altar. Imposant ist der 35 Meter hohe Campanile. Ihn begleitet die lichte Fassade unserer Kirche.
Das Wandgemälde des Künstlers Curt Lessigs
Geht man ins Gotteshaus, so schaut man sofort gebannt auf Curt Lessigs großes und großartiges Wandgemälde. Zitiert sei der Künstler in einem Brief vom 09. 03. 1960:
„Mittelpunkt und Höhepunkt zugleich ist der triumphierende Christus. Umgeben von einer Gloriole sitzt Christus aufrecht, in der Linken die Weltkugel haltend, das Zeichen seiner Macht, die 5 hl. Wunden sind sichtbar, sein Haupt ist umrahmt von einem weißen Kreis, einer großen Hostie gleich. Von Christus aus fließen Ströme des lebendigen Wassers, Fische schwimmen zu Christus hin (Ursymbol) / Quell der Gnade. Die Wasser fließen zum Altar hin. Christus in seiner Gloriole schwebt vor einem mit Lichtecken durchwobenen Raum. Über Christus in einer dunklen Zone sind zwei Engel mit Lanze und Schwamm. Der Schwamm getränkt mit Essig und Wasser, und die Lanze, die seine Seite geöffnet hat, aus der dann Blut und Wasser floss. Über und zwischen zwei Engeln kommt der Heilige Geist hernieder.
Im Bild links von Christus, die Sonne, die den Regen macht und die alles am Leben erhält. Weiter unten, Moses schlägt aus dem Felsen Horeb. Ein Stück weiter auf den Altar zu, tauft Diakon Philippus den Kämmerer am Quell der Gnade, Gedanken an die Mission. Ganz unten links der Hirsch am Wasser, die Quellen des Bades Bad Bocklet sollen von Hirschen und Rehen entdeckt worden sein. Noch in einem anderen Sinn erscheint uns der Hirsch: wie der Hirsch lechzt nach frischen Wasser, so lechzt, Herr, meine Seele nach Dir (Psalm 42,2).
Auf dem Bild rechts der Regen, der sich über Bäume ergießt (natürlich Quell der Labung). Darunter verwandelt Christus bei der Hochzeit zu Kanaan (sic!) Wasser in Wein. Ganz unten eilen die Kranken zu den Heilquellen… und trinken daraus. Über dem Altar die Tropfen der Gnade, die von Christus ausgeht, daneben Brot und Wein, die Heilige Eucharistie, die neben dem Wasser des Heils unseren Seelen zum Frieden und uns zur Erlösung gereicht.
Grundthema des Bildes ist das Wasser in seiner Bedeutung als natürlicher Quell des Heils, Heilkraft und Labung und als Quell der Gnade, Heilungswunder. Die Farben des Bildes sind differenziert, in weißen und verschiedenen grauen Flächen sind rote, gelbe, blaue und grüne Flächen eingespannt, die hellste Stelle des Bildes ist um Christus und Christus selbst. Die ganze Wand soll ein großes Ganzes sein, ruhig und ohne sich aufzudrängen.. als würdiger Schmuck des Hochaltars, der die Hauptsache sein muss…“
Die evangelische Johanneskirche
Im Jahr 2002 wurde die vom Würzburger Architekten Gerhard Grellmann geplante Johanneskirche von Landesbischof Johannes Friedrich ihrer Bestimmung übergeben. Zu sehen ist die Außenansicht und die künstlerische Ausgestaltung des Innenraums mit den Prinzipalien des Münchner Künstlers Werner Mally.
Die Ansichtskarten im Bilderrahmen
Weitere Informationen zum Standpunkt des Rahmens
St. Laurentiuskirche Bad Bocklet
Kirchweg 1
97708 Bad Bocklet